Willkommen im 2017 - mit besitzen und haben

Quelle: DUDEN-Newsletter vom 2. Januar 2017

Vielfältige Einblicke in die deutsche Sprache - dank DUDEN.
Vielfältige Einblicke in die deutsche Sprache - dank DUDEN.

Synonyme (= sinnverwandte Wörter) sind Wörter mit gleicher oder doch sehr ähnlicher Bedeutung. Die Suche nach einem Synonym kann ganz unterschiedliche Motive haben, etwa

  • die sachliche Differenzierung in einem Fachtext
    (schleifen, schärfen, glätten)
  • die Präzisierung einer Aussage
    (sie wurde befragt, regelrecht verhört) oder
  • das Ersetzen eines sozial oder regional konnotierten Ausdrucks durch einen standardsprachlichen
    (Penner/Obdachloser; klönen/gemütlich plaudern).

Wirklich bedeutungsgleiche Wörter sind allerdings sehr selten, es gilt also zu beachten, dass die Ersetzung eines Wortes durch ein synonymes meist eine stilistische oder inhaltliche Veränderung der Aussage zur Folge hat, wie diese Beispiele zeigen:

  • sterben/entschlafen/abkratzen
  • Gesicht/Antlitz/Visage/Fresse

An diesen Beispielen für Synonymgruppen wird deutlich, wie nuancenreich man mit sinnverwandten Wörtern häufig formulieren kann.

 

Vom «besitzen» und «haben»

 

Das Verb «besitzen» bezieht sich auf alles, was man als materiellen oder geistigen Besitz erwerben kann. Einbezogen sind hier auch Eigenschaften, die mit dem betreffenden Menschen fest verbunden sind und ihn – wenn auch vielleicht nur vorübergehend – charakterisieren, sei es im positiven wie im negativen Sinn.

 

Er besitzt einen Ferrari.

Sie besass die Dreistigkeit, ihn anzulügen.

Wir besitzen sein vollstes Vertrauen.

 

Das Verb «haben» geht hingegen nur von einem Vorhandensein aus und sagt über den tatsächlichen Besitz nichts aus.

 

Sie hat einen ganz reizenden Mann.

Er hat eine leitende Position.

 

Fast immer kann «haben» synonym für «besitzen» verwendet werden, nicht aber umgekehrt.

 

Wir haben sein vollstes Vertrauen.

Aber nicht: Sie besitzt einen ganz reizenden Mann.

Verwendung des Newsletterinhalts mit freundlichem Einverständnis des Bibliographischen Instituts Berlin