Wenn wir uns freuen oder vor etwas fürchten

Quelle: DUDEN-Newsletter vom 7. September 2015

Vielfältige Einblicke in die deutsche Sprache - dank DUDEN.
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Wir freuen uns ja auf viele Dinge – auf den Urlaub, auf Sonnenschein, manche freuen sich vielleicht auch darauf, nach dem Urlaub die netten Kolleginnen und Kollegen wiederzusehen. Aber was machen wir da grammatisch?

 

Wenn wir uns vor etwas fürchten, dann steht dieses Etwas im Dativ:

vor grosser Höhe

vor haarigen Spinnen

vor dem Wutanfall des Chefs

 

Da liegt es nahe, dieses Etwas grammatisch als Dativobjekt zu sehen – aber stopp! Ganz so einfach ist es leider nicht. Man muss nämlich den Dativ, ebenso wie den Akkusativ und den Genitiv, als Fall unterscheiden vom Dativobjekt bzw. Akkusativ- und Genitivobjekt im Satz.

 

So taucht beispielsweise der Akkusativ gern in Zeitangaben auf:

Ich war letzten Dienstag beim Friseur.

Wir ziehen kommendes Frühjahr um.

 

Das sind aber keine Akkusativobjekte, denn diese hängen vom Verb ab. Genauer gesagt werden sie sogar vom Verb gefordert, was man auch als Valenz des Verbs bezeichnet.

 

So fordert das Verb «hören» in der Regel zwei Mitspieler, ohne die der Satz ungrammatisch würde. Das Subjekt, das hört, und das Akkusativobjekt, das gehört wird:

Er | hörte | ihr Rufen.

 

Im Fall von «geben» sind es sogar drei Mitspieler, nämlich der/die Gebende (Subjekt), der/die Empfangende (Dativobjekt) und das, was gegeben wird (Akkusativobjekt):

Sie | gab | ihm | eine Ohrfeige.

 

Nun fordern Verben wie «sich fürchten», «sich freuen» etc. zwar keine Dativ- oder Akkusativobjekte, dennoch hängen Objekte von ihnen ab – sogenannte Präpositionalobjekte.

 

Man merkt schon bei der Abfrage der Präpositionalobjekte, dass hier die Sache anders liegt. Fragen wie *Wem fürchte ich mich? bzw. *Was freue ich mich? führen zu keiner sinnvollen Antwort. Frage ich hingegen: Wovor fürchte ich mich? Worauf freue ich mich?, so kann ich antworten: Vor der Prüfung oder Auf den Urlaub.

 

Man erfragt diese Objekte mit Präpositionaladverbien (Wovor? Worauf?), denn die Präpositionen sind feste Bestandteile dieser Objekte. Und deshalb werden sie auch Präpositionalobjekte genannt.

 

Kennzeichnend ist für sie weiterhin, dass meist pro Verb nur eine Präposition funktioniert. Wenn jemand Deutsch als Fremdsprache lernt, merkt er oder sie sich diese Präpositionen zugleich mit dem Verb:

sich bedanken für

sprechen über

 

Wenn Sie also das nächste Mal einem vermeintlichen Dativ- oder Akkusativobjekt begegnen, sehen Sie lieber zweimal hin – es könnte sich auch ein Präpositionalobjekt dahinter verbergen.

Verwendung des Newsletterinhalts mit freundlichem Einverständnis des Bibliographischen Instituts Berlin