Dank Kindheitserinnerung zu einem Red Dot-Award

Suk Go aus Seoul, der Hauptstadt von Südkorea, hat dank einem Erlebnis in ihrer Kindheit eine zeitlose Plakatserie geschaffen und zurecht den Red Dot-Award im Bereich Communication Design gewonnen. Verblüffend dabei: Suk Go ist erst 22 Jahre alt und steckt noch voll in ihrer Kunstausbildung.


Gesammelte Werke: Auf diesem Plakat sind verschiedene Vogelstimmen grafisch dargestellt.
Gesammelte Werke: Auf diesem Plakat sind verschiedene Vogelstimmen grafisch dargestellt.

Das englische Wort «chirming» wird mit «charmant, reizend, bezaubernd» übersetzt. Alle diese Attribute treffen auf die gleichnamige Plakatserie von Suk Go aus Südkorea zu. Sie visualisiert Vogelstimmen und kombiniert in ihren Werken Mandalas (welche die Vogelstimmen abbilden) mit Federschmuck. Eine innovative Idee. Aber wie ist die Künstlerin auf diese spezielle Idee gekommen?

 

«Als ich jung war, sah ich in den Bergen einen kleinen hübschen Vogel. Ich beobachtete ihn eine Weile, bis er ohne Ankündigung das Weite suchte. Er flog so schnell weg, sodass ich ihn aus den Augen verlor. Ich schaute zum Himmel, in die Bäume … Nichts! Der Vogel war weg. Meine letzte Erinnerung an ihn war sein schöner Gesang bei seinem Abflug.

 

Nach einer Weile hörte ich die Vogelstimme wieder. Lieblich, hoch, eindringlich schön. Aber orten konnte ich den Vogel nicht. Ich hatte keine Ahnung, von wo aus er seinen Gesang verbreitete.

 

Was war das für ein Vogel? Ich musste es in Erfahrung bringen. Zuhause angekommen fragte ich meinen Vater, ob er den Vogel kannte. Ich beschrieb sein Äusseres, seine Haltung, seinen Gang, seinen Abflug. Mein Vater konnte mir nicht helfen. So habe ich versucht, den Gesang des Vogels nachzuahmen. Mein Vater hat mir dann – zu meinem Erstaunen – sagen können, um was für einen Vogel es sich wohl gehandelt hat.

 

An dieses Erlebnis habe ich mich zurückerinnert, als mir die Idee kam, Vogelstimmen grafisch zu visualisieren. Nach verschiedenen Startversuchen, die mich alle nicht überzeugten, habe ich versucht, den Klang der Singvögel in Form von Mandalas darzustellen. Die anmutenden Bilder, die entstanden sind, haben die Schön- und Reinheit der Vögel abgebildet. An der Idee fand ich auch schön, dass Mandalas für die Heilung und Meditation eingesetzt werden.

 

Basierend auf der Cymascope-Technologie, mit der die zwei- und  dreidimensionale Struktur von Klangwellen sichtbar gemacht werden kann, konnte ich die Singstimmen der Vögel mit ihren verschiedenen Frequenzen schön in die grafische Welt transferieren. Das Ergebnis hat mich überzeugt. Die Feedbacks, die ich erhalten habe, haben mir bestätigt, dass ich Grafiken mit klingender Ordnung und Schönheit erschaffen habe.»

 

Soweit die Erinnerungen und Reflektionen der jungen Südkoreanerin.

 

Die grafische Umsetzung der Vogelstimmen als zentrale Mandalas mit den rund herum angelegten Federkleidern ergeben Kunstwerke, die ansprechen und zum Verweilen und zum Entdecken einladen. So sind die Werke zum einen technisch gut aufbereitet und von der Idee perfekt umgesetzt. Das hat auch die Red Dot-Jury in diesem Jahr so beurteilt und der hoffnungsvollen Grafikkarriere von Suk Go eine Portion Spezialantrieb verliehen.

 

Drei Einzelsujets aus der «Chirming»-Reihe  

Aufgemachte Plakate der Chriming-Reihe