Miteinander kommunizieren wie Rosenberger

Es gibt unzählige Kommunikationsmodelle, die aufzeigen, wie gute Kommunikation technisch und inhaltlich abläuft. Schaut man genauer auf die Wirkungsfelder der Modelle, merkt man, dass Kommunikation viel mit Psychologie zu tun hat. Dieser Artikel beleuchtet das Modell der «Gewaltfreien Kommunikation» vom Amerikaner Marshall B. Rosenberger. 


Das Modell der «Gewaltfreien Kommunikation» ermöglicht Kommunikation auf Augenhöhe und ist damit Basis für effiziente Konfliktlösungen.
Das Modell der «Gewaltfreien Kommunikation» ermöglicht Kommunikation auf Augenhöhe und ist damit Basis für effiziente Konfliktlösungen.

Kommunikation beinhaltet – auf einer abstrakten Ebene – ein sich Einlassen auf sich selbst, auf den Anderen und auf das Miteinander. Sie umfasst alle Dimensionen unseres Menschseins, also den Körper, Gefühle, Emotionen und unsere Gedanken.

 

Unsere Sprache trägt entscheidend dazu bei, ob wir ein friedvolles oder ein gewaltvolles Umfeld schaffen. Wenn uns jemand verbal angreift, neigen wir dazu, uns zu verteidigen. Das anschliessende Wortgefecht bringt meist keine einvernehmliche Lösung, sondern belastet oder zerstört die Beziehung der Gesprächspartner, die plötzlich zu Gesprächsgegnern werden.

 

Gesprächsgegner richten die Aufmerksamkeit darauf, was andere falsch machen bzw. was «verkehrt» an ihnen ist. Ärger, Frustration, Ohnmacht oder Hilflosigkeit entstehen, die dann reflexartig mit Vorwürfen, Kritik oder Drohungen geäussert werden. Die üblichen Reaktionen der Angegriffenen sind in der Folge Rechtfertigung, Gegenangriff, beleidigt sein oder Rückzug. Eine Negativspirale kommt in Gang …

 

Das von Marshall B. Rosenberger entwickelte Modell der «Gewaltfreien Kommunikation» (GFK), ist eine Methode, unsere Bedürfnisse und Wünsche wertfrei zu formulieren und Offenheit bei unserem Gesprächspartnern zu schaffen. So bleibt die Kommunikation auf Augenhöhe und bietet die Möglichkeit, eine gemeinsame Lösung zu erzielen.

 

Sein Modell ist in vier Schritten aufgebaut:

  • Beobachtungen [A]. Zuerst sollen wir beobachten, was in einer Situation tatsächlich geschieht. Wichtig ist es, unsere Beobachtungen dem Gegenüber ohne Beurteilung oder Bewertung mitzuteilen.
  • Gefühle [B]. Nun müssen wir umschreiben, wie wir uns fühlen, wenn wir diese Handlung beobachten. Es muss zwischen Gedanken und Gefühlen unterschieden werden.
  • Bedürfnisse [C]. An dieser Stelle sagen wir, welche Bedürfnisse hinter unseren Gefühlen stehen.
  • Bitten [D]. Dieses Element bezieht sich darauf, was wir vom anderen wollen. Die Bitten sind positiv und konkret formuliert.

In der praktischen Anwendung entsteht ein solcher Argumentationsstrang:

 

«Wenn ich [A] sehe, fühle ich [B], weil ich [C] brauche. Bist Du bereit, mir [D] zu geben?»

 

Und hier ein Beispiel dazu:

  • Beobachtungen [A]. «Hans, wenn ich Dich das sagen höre, ...»
  • Gefühle [B]. «... fühle ich mich traurig und betroffen, ...»
  • Bedürfnisse [C.]. «... weil ich mir wünsche, dass ich ernst genommen werde.»
  • Bitten [D]. «Deshalb hätte ich gerne, dass Du sagst, was genau Dich an mir irritiert oder ärgert.»

Gewaltfreie Kommunikation ist anspruchsvoll und muss geübt werden. Sich mit dem Kommunikationsmodell auseinanderzusetzen, lohnt sich aber. Denn mit dem Vierstufenmodell von Rosenberger fördern wir die Selbstreflexion, eine klare Verständigung, offene Begegnungen, einen respektvollen Umgang unter einander und last but not least nachhaltige Konfliktklärungen.